10.06.2017
Hintergrund

Auf die Burg  -   in die Burg  -  um die Burg herum

Leisnig ohne Burg    -     nicht vorstellbarr
Das sah man vor einigen Jahrzehnten noch anders. Ein DDR- Bürgermeister sagte einstmals zu mir: "In der Burg machen wir nichts mehr - die liegt in 50 Jahren sowieso in der Mulde"
 .
50 Jahre sind vergangen - und auch sein Staat. Die Burg steht noch immer - schöner denn je. Zu verdanken ist es, ich schrieb es schon im Klassentreffenbericht 2011, einer engagierten "Burgbesatzung" und einem  tatkräftigen Nachfolger im Amt - Horst Schmidt - auch noch zu DDR-Zeiten. Es gilt eben zu allen Zeiten: Engagierte Bürger und ein tatkräftiger Bürgermeister können überall viel bewirken!
Doch ohne finanzielle Mittel geht auch nichts. Nach der Wende investierte der Freistaat Sachsen Millionen in die Restaurierung unserer Burg. Das Ergebnis können wir in Abstand unserer Klassentreffen immer wieder bewundern. Diesmal war nun das Herrenhaus gerade fertig geworden zur Besichtigung:
Schloß Mildenstein
Burg oder Schloss - was ist nun richtig. In früheren Zeiten glich der graue steinerne Trutzbau da oben auf dem Felsen  mit seinem gewaltigen Bergfried eher einer Burg, als einem Schloss.
Im Zuge der Restaurierung des gesamten Komplexes, des Schloßparks, der Gebäude - Pagenhaus, Herrenhaus -  Wiederherstellung ihrer inneren Struktur und Einrichtung -  Rittersaal, Fürstenstube, Kaminzimmer, Schwarzküche, Tafelstube, - wird immer mehr der Schloss­charakter der Anlage offensichtlich.
Erfährt man dann aus der interaktiven Ausstellungs-Dokumentation  "Der Hof der jungen Herrschaft", dass Mildenstein ab 1437 über viele Jahrzehnte die kurfürstliche  "Kinderstube" war,  so kann am Schloss-Charakter der Burg kein Zweifel mehr sein. Die jungen Prinzen und Prinzessinnen verbrachten jährlich viele Monate auf Mildenstein.
In Erinnerung blieb der im Volksmund "Prinzengässchen" genannte kleine Weg vom Burglehn zur Kirche (s. Grimmer "Chronik der Stadt Leisnig").
Zeitweise wurde sogar die Residenz nach Mildenstein verlegt. Zur Versorgung der dann anwesenden 50-80 Personen des Hofstaates mussten auch die Voraus­setzungen vorhanden sein.
Die wieder errichtete Schwarzküche mit dem riesigen Kamin verdeutlicht, was die Bewirtung so vieler Personen damals bedeutete.
In der Schwarzküche empfing uns ein strenger Rauchgeruch
 
   
   
In diesem riesigen Kamin von etwa 3 x 4 m wurden halbe Schweine, Schinken und Speckseiten im Rauch aufgehangen - konnten ganze Lämmer, Schweine oder gar Ochsen am Spieß gebraten werden.

Wieviele Köche, Köchinnen, Mägde, Knechte und sonstige Dienstleute hier in Hitze und Rauch mit der Zubereitung der Speisen für die Hofgesellschaft tätig waren, und was für ein Lärm dabei geherrscht haben muss, ist nur zu erahnen.
 
Wie allerdings die 1000 Personen der Hofgesellschaft von Polenkönig Leszczyński
- welcher 1706 eineinhalb Jahre auf der Burg residierte -
hier beköstigt werden konnten, wird wohl ein Rätsel bleiben

An dieser Stelle möchte ich eine Legende wiedergeben: König  Leszczyński,  ein großer Schlemmer vor dem Herrn, wird die Bezeichnung Baba für seinen Lieblingskuchen, dem Napfkuchen zugeschrieben (Baba polonaise). Angeblich, als Liebhaber der orientalischen Märchen aus "1000 und eine Nacht", benannt nach Ali Baba und die vierzig Räuber.

Des Dresd'ners Lieblings-Kuchen wird daselbst als 'enne Bäbe' bezeichnet. Sollte dieses Napfkuchen-Rezept seinerzeit von Leisnig den Weg nach Dresden gefunden haben ?

Schauen wir uns weiter um   -   die Fürstenstube
Als erstes fällt der prächtige Kachelofen ins Auge. Er wurde komfortabel von außen beheizt!
Auch wenn es so aussieht, als wolle sich Eberhardt daran wärmen - das war nicht nötig - wir hatten während unseres Treffens hochsommerliche Tempera­turen von über 30 Grad!
Folgen wir dem Blick von Klaus Hörich,  so können wir die wieder errichtete Kassetten­decke aus der Zeit der Renaissance bewundern.
Das Mobiliar ist zwar noch etwas spärlich für eine Fürstenstube - aber mit sehr viel Aufwand und Sachkenntnis  sind hier erstmal sehr repräsentative Räume entstanden.
Weiterhin befinden sich in diesem Geschoss das  Kaminzimmer, die Tafelstube und weitere Säle.
Unter anderem mit der  interessanten interaktiven Dokumentation über Geschichte und Nutzung der Burganlage.
Vieles wussten wir gar nicht - das wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Es gab noch viel Neues zu sehen im neuen Herrenhaus, doch ich beschränke mich auf die hier vorgestellten Bilder - es soll ja nur eine Erinnerung an das Erlebte sein.

Einige nutzten die Zeit und machten noch einen Rundgang durch das ebenfalls restaurierte Vorderschloss mit den Rittersälen, Katakomben und Gefängniszellen - diesen Teil hatten wir  zum Klassentreffen 2011 ausführlich kennen gelernt. Doch das ist - man will es gar nicht glauben - schon wieder 6 Jahre her!

Begeben wir uns nun "um die Burg herum" - und hier erlebten wir einige Merkwürdigkeiten...