Die Heftlade

Schon auf Abbildungen aus dem frühen 16.Jhd. ist die Heftlade in dieser Form bekannt und ist sicher noch weitaus älter. Dass sich seit Jahrhunderten das Aussehen nahezu nicht verändert hat, spricht für die Zweckmäßigkeit der Konstruktion.

Eine Heftlade wird benötigt bei der Handbindung zum Heften auf echte Bünde. Jahrhundertealte Bücher in Klöstern, alten Bibliotheken, in dieser Weise gebunden - tausendmale gelesen und durchgeblättert, geben Zeugnis von der Dauerhaftigkeit dieser alten Buchbindekunst.
Diese aufwendige Handarbeit kommt natürlich nur für wertvolle Bücher in Betracht. Wobei der Begriff wertvoll individuell ist. Wertvoll kann auch ein altes zerfleddertes Fachbuch sein, welches nicht mehr erhältlich ist. 

Eine solche Heftlade ist auch heute noch in Spezialhandlungen erhältlich - für einiges Geld. Ich habe mir meine Heftlade selbst gebaut. 
Da ich nur gelegentlich buchbinderisch tätig bin - habe ich allerdings das Gerät so konstruiert, dass es mit wenigen Handgriffen auseinandergenommen und in einer darunterliegenden Utensilien-Schublade platzsparend verstaut werden kann.

Nähere Informationen zu dieser Heftlade sind auf meiner Hobby-Seite unter Holz zu finden

Ein Buch besteht aus einzelnen Lagen. Eine Lage besteht meist aus 4 einzelnen Bögen – einmal mittig gefaltet ergibt 8 Blätter = 16 Druckseiten. 
Diese einzelnen Lagen werden nun normalerweise fabrikmäßig in Großbuchbindereien am Rücken mit Heftmaschinen „zusammengenäht“. Oder besonders schlimm - weil rostend - mit Drahtklammern geheftet. Eine Ursache, warum insbesondere Bücher aus dem 19.Jhd. heute auseinanderfallen.

Anders bei der Handheftung. Hier werden die Lagen einzeln mit Nadel und Garn in einer besonderen Schlingtechnik lose an Bünde geheftet, womit eine dauerhafte Beweglichkeit erreicht wird.
Die Bünde bestehen aus Köperband (bei alten Büchern meist aus Pergamentstreifen) oder auch aus runder Hanfkordel. 
Zwischen der unteren abklappbaren Leiste und der oberen Leiste mit den Hefthaken werden die Bünde mit Hilfe der Holzgewinde in den beiden Säulen - und individuell mit den Flügelmuttern an den Hefthaken verspannt. Zur Verdeutlichung habe ich die Heftlade mit vier Bändern als Bünde verspannt und einige Buchlagen eingelegt.

Mit einer schematischen Skizze will ich die Technik der Fadenführung beim Heften verdeutlichen – hier auf Band. Es gibt aber noch weitaus kompliziertere Fadenführungen..

Übrigens: auf Kordel geheftete Bücher erkennt man daran, dass die runden Kordel-Bünde sich wulstartig auf dem Buchrücken abzeichnen. Allerdings wird das auch häufig imitiert - um eine alte Heftung auf echte Bünde vorzutäuschen.

Die Heftung auf die Bünde ist der wichtigste Arbeitsgang beim Neubinden oder Restaurieren. Große Sorgfalt ist hierbei die Voraussetzung für die Gebrauchsfähigkeit und Haltbarkeit des Buches.

Es folgen aber noch etliche weitere Arbeitsgänge - seit Jahrhunderten gleich geblieben - die beherrscht werden müssen, um einem Buch ein langes Leben zu verschaffen: 

Ableimen, Runden des Rückens, Beschneiden im Stapelschneider - Abpressen, Schnittfärbung. Die Anfertigung der Buchdeckel und des Buchrückens. 
Das Einhängen des Buchblocks in den Einband, das Einschlagen in Leder oder andere Materialien. Die Titelprägung - eventuell eine Vergoldung...

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