Eine Heftlade selber bauen

Für Buchbinderarbeiten ist eine Heftlade unerlässlich. Der ambitionierte Hobbybuchbinder steht nun vor dem Dilemma tief in die Tasche greifen zu müssen - oder selbst bauen. So um die 300 € muss man für eine Heftlade ausgeben - auch gebrauchte Geräte werden in dieser Größenordnung gehandelt.
Ein Selbstbau scheitert meist an Vorbildern oder Unterschätzung der handwerklichen Anforderungen. Denn die sind nicht gering, soll es ein funktionelles, stabiles Gerät werden und nicht eine frustrierende wackelige Angelegenheit, die die Freude an der ganzen Buchbinderei zum Erliegen bringen kann.

Ich will hier auf vielfachen Wunsch den Bauplan für meine Heftlade veröffentlichen - eine Bauanleitung ist dies aber nicht und das kann es auch nicht sein. Der versierte "Bastler" wird wissen, wie er das meistert. Man muss die Heftlade auch nicht so aufwendig gestalten, aber ich wollte nicht nur ein funktionelles, sondern vor allem ein schönes Stück schaffen.

Will man sich so ein Gerät selbst bauen muss man sich erstmanl darüber klar werden, was ist für die Funktion einer Heftlade wichtig:
  • Der Tisch, wo das zu bindende Buch sauber abgelegt werden kann. Dieser hat vorn eine Spannleiste, worin die Bänder oder Kordeln unten festgeklemmt werden.
  • Rechts und links befindet sich je eine Gewindesäule, die eine höhenverstellbare Brücke trägt.
  • In dieser Brücke hängen verschiebbare Hefthaken, an denen die oberen Enden der Kordeln oder Bänder befestigt werden.
  • Die Hefthaken sind selbst auch wieder höhenverstellbar, um die Bänder/Kordeln einzeln spannen zu können.
Das ist eigentlich schon alles. Die beiden Säulen können nach hinten versetzt sein wodurch dann die Brücke durch einen Galgen getragen werden muss. Das erleichtert das Hantieren beim Binden, ist aber für die Funktion nicht zwingend notwendig.
Das lässt sich alles mit Kreissäge, Bohrmaschine und der notwendigen Sorgfalt herstellen. Hat man Fräse und Drechselbank, kann man das Ganze natürlich noch entsprechend aufhübschen. Jeder mag selbst entscheiden, wie weit er vereinfachen will, kann oder muss.

Hier die fertige Heftlade
Ursprünglich hatte ich die Absicht, die Heftlade platzsparend demontierbar in einer darunter angebrachten Schublade zu verstauen.
Dieser Gedanke erwies sich aber später als überflüssig, da das Gerätchen aufgebaut sehr dekorativ wirkt und darum nie weggeräumt wird.
Die Schublade wiederum macht sich sehr nützlich zum Aufbewahren notwendiger Utensilien.
Gefertigt ist die Heftlade komplett aus Buche, bzw. Hart-Sperrholz. Für die Gewindestangen habe ich Ahorn genommen. Die Holzgewinde  sind ein besonderes Problem. Abgesehen vom notwendigen teuren Spezial-Werkzeug, erfordert das Holzgewindeschneiden einige Erfahrung.  Man ist gut beraten, sich  einen Schreiner suchen, der einem die Holzgewindestangen und Muttern fertigt, oder: www.drechslerei-frank-vorwerk-holzgewinde.html
Zum anderen finde ich Holzgewinde unabdingbar. Ich habe gegen Metallgewinde bei einer Heftlade eine Abneigung, denn es gibt immer schwarzen Metallabrieb, der irgendwann an einem Finger und dann auf einer Buchseite landet.

Die Konstruktionszeichnungen

Hier noch ein paar Detailaufnahmen

 
 
Und hier noch selbstgefertigte Hefthaken
( die gibt's natürlich auch fertig: www.schmedt24.de )
 
Wie schon gesagt, mit ensprechendem Werkzeug und Geschick kann man sich eine individuelle Heftlade selbst bauen. Man sollte den Aufwand aber nicht unterschätzen und sich prüfen, ob man in der Lage ist, die notwendige Präzision aufzubringen, oder ein Kauf  letztendlich sinnvoller ist. Der Preis kommt ja auch nicht von ungefähr.
Dass es durchaus auch verblüffend einfach geht, zeigt dieser Link auf die Seite einer ambitionierte Buchfreundin:
http://fraeuleinartista.de/heftlade-selbst-bauen/
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