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Kutteln, Flecke, Pipen Kaldaunen - hier
scheiden sich die Geister. Viele lehnen Kuttelflecke grundsätzlich und
voreingenommen ab – zu Unrecht. Kutteln bestehen aus dem Vormagen des Rindes – das ist nichts
Ekliges.
Und wer trotzdem die Nase rümpft, sollte mal darüber nachdenken, was wohl im Schweinedarm seiner Leberwurst
einst entlanggeflossen ist...
In vielen Ländern - Frankreich, Spanien ,
Italien, Polen, Tschechien, Türkei, sind Kutteln ein Nationalgericht.
Meine Mutter machte sie süß-sauer nach
Sächsischer Art. Inzwischen habe
ich weitere Arten der Zubereitung kennengelernt – z.B. die schwäbische – in Trolliger Rotwein
geschmort. Is au sau-guet!
Vorbei die Zeit, wo
die Flecke, gewässert und stundenlang gekocht werden mussten, mit
mehrmaligen Wasserwechsel. Eine mühselige Arbeit – abgesehen vom Gestank des
vorverdauten Grases, was herausgewaschen werden muss. Kaldaunensieder mussten
früher, wie die Gerber, wegen der üblen Gerüche am Rande der Stadt siedeln.
Z.B. die Muldenstrße in meiner Heimatstadt Leisnig, an deren Ende an der
Stadtmauer die Schlachter saßen, hieß früher Kuttelgasse.
Heute wird diese unangenehme Arbeit industriell von Maschinen erledigt.
Die unbearbeiteten,
noch rohen, sogenannten "Grünen Kutteln" sind allerdings ein vorzügliches und
sehr gesundes Hundefutter – und das führt oft zu Missverständnissen.
Heutzutage holt man sich die
Flecke/Kutteln beim Metzger sauber weiß geputzt, vorgekocht und fertig
geschnitten, oder im Supermarkt in Folie eingeschweißt – und sie haben auch
ihren Preis.
Leider sind sie meist stark vorgesäuert.
Darum erfahren sie bei mir grundsätzlich noch eine Vorbehandlung: 3-4
Stunden wässern – Wasser abgießen. Blanchieren mit kochendem Wasser – dann
in einem Durchschlag/Sieb abtropfen und erkalten lassen. Eventuell etwas
kleiner schneiden. So vorbehandelt können sie auch für
feinere Zubereitungen
Verwendung finden. wo eigentlich Kalbskutteln verlangt werden,
Königsberger Fleck
In Polen
Flaki
genannt
1
Pfund vorbehandelte in Streifen geschnittene Flecke vom Metzger in
1 L Knochenbrühe mit Salz, 2 Lorbeerblättern, Pimentkörnern, Thymian, einer, mit 3 Nelken gespickten Zwiebel
und Wurzelwerk (Sellerie, Möhre, Petersikienwurzel) ansetzten.
Im Topf mit Butterschmalz und 3 EL Mehl eine helle Schwitze
bereiten und mit der abgegossenen Brühe ablöschen.
Nun die Flecke hineingeben.
Kräftig mit Pfeffer, Essig und Zucker oder Sirup abschmecken. Mit Muskat überreiben und noch ein wenig
Majoran darüberstreuen.
Dazu gibt es Brot oder Klößchen (aus Mark, Leber,
Ei und Semmelbröseln). *
Sächsische Flecke
Sie unterscheiden sich vom Königberger Fleck, dass noch Stücken von Herz und
Niere mit hineinkommen. 1 Pfund
vorbehandelte, in Streifen geschnittene Flecke vom Metzger in 1 L Wasser mit
Salz, 2 Lorbeerblättern, 3 Pimentkörnern, einer mit 3 Nelken gespickten
Zwiebel, einem Wurzelwerk (Sellerie, Möhre, Petersilienwurzel) und einem
Zweig Thymian ansetzten.
Ein paar Stücke Niere und Kalbsherz gehören auch mit hinein. Sind die Flecke schon vom Metzger sehr weit vorgekocht, erst
hinzufügen, wenn Herz und Niere gar sind.
Im Topf mit Butterschmalz und 3 EL Mehl eine
helle Schwitze bereiten und mit der abgegossenen Brühe ablöschen.
Nun die Flecke, samt
einer
kleingeschnittenen Niere, ein Stück Herz und das kleingeschnittene Gemüse hineingeben.
Kräftig mit Pfeffer, Essig und Zucker oder Sirup abschmecken. 1 Glas
Riesling macht sich auch gut. Mit Muskat überreiben und noch ein wenig
Majoran drüberstreuen.
Zum Schluss eine gewürfelte Gewürzgurke mit aufkochen lassen
und dann den Herd ausschalten. Der Topf muss noch 10min am Herdrand ziehen.
Dazu gibt es Salzkartoffeln. Mitunter
werden auch die in Stücke geschnittenen rohen Kartoffeln gleich in der Brühe mit
gegart – dann ist es ein Eintopfgericht.
 *
Schwäbische
Kutteln
• 400 g Kutteln, vorgegart in Streifen
• 50 g Speck •
Butterschmalz • 2 EL Mehl
• 1 Zwiebel • 1
EL Tomatenmark • 1 Viertele
Trollinger • ¼ L Brühe
(Brühwürfel) • 1 EL Essig
• Thymian, Nelken, Lorbeerblatt, Muskat, Pfeffer, Salz
• 50 g Soßenkuchen
Im Topf mit Butterschmalz, 50 g Speckwürfel auslassen. 2 EL Mehl
dazugeben und anrösten. Zwiebelwürfel von einer mittelgroßen Zwiebel dazu und unter ständigem Rühren
mit dem Spatel, eine dunkle Schwitze bereiten. Einen TL Tomatenmark kurz mitrösten und mit einem
Viertele Trollinger ablöschen. Da die Schwaben den Trollinger aber allen selber trinken, ist er
außerhalb vom Schwabenländle leider kaum erhältlich. Die Trollinger Traube
stammt aus Tirol. Die Römer brachten einst die Rebe nach Württemberg.
Tiroller – schwäbisch verballhornt – Trollinger. In Tirol heißt er
allerdings Vernatsch... Doch den wirst Du auch nicht bekommen.
Trollinger ist ein Wein mit vollem Körper, fruchtig, wird etwas
lieblich ausgebaut und jung getrunken. Also, wenn Du einen jungen Burgunder nimmst, mit ein wenig
Restsüße, liegst Du ungefähr richtig.
Weiterhin kommt ¼ L Brühe hinzu. Nun die Kuttelstreifen einlegen und mit Salz, 1 Lorbeerblatt, 2 Nelken 1 EL gerebelten Thymian und 1 EL Essig ca. 10 min
köcheln lassen. Das ist natürlich abhängig vom Garzustand der vorgekochten
Kutteln vom Metzger.
Dann kräftig würzen mit Salz, Muskat und Pfeffer.
Ich quirle zur Abrundung und
Bindung noch 50 g geriebenen Soßenkuchen ein - das ist zwar nicht schwäbisch,
aber au sau-guet. Die Konsistenz sollte
gulaschartig sein. Noch etwas köcheln lassen.
Dazu gibt’s im Länd’le Röstkartoffeln – und ein
Viertele Trollinger
*
Böhmische
Kutteln
400g vorgegarte Kutteln vom Metzger in
kurze Streifen schneiden, eventuell noch
in Salzwasser auf Biss garen, abtropfen lassen und mit Zitronensaft und etwas abgeriebener Schale
2 Std.
marinieren.
40 g Semmelbrösel in Butter anrösten, 40 g geriebenen
Emmentaler hinzufügen und mit ¼ L Brühe angießen. Umrühren und 1 Becher
Schmant hinzufügen. Kurz aufkochen lassen und schnell mit 3 Eigelb
(Eiweiß aufheben) verrühren und sofort mit den Flecken vermischen. Mit Salz
und Muskat würzen.
Nun die Eiweiße mit etwas Salz steif schlagen und
unterziehen. Dann die Masse in gefettete Förmchen füllen und bei Mittelhitze
ca. 25 min goldbraun backen.
Mit Zitrone und evtl. Worcestersauce servieren.
*
Weiße Kutteln - Champagner-Kutteln
Champagner-Kutteln klingt zwar gut und
soll wohl die Kutteln hoffähig machen. Ich glaube aber nicht, dass es einen
Unterschied macht, ob Champagner oder ein guter Riesling zum Kochen genommen
wird. Die Kohlensäure und der
Geschmacks-Effekt des Moussierens geht beim Kochen sowieso verloren, Ich
schließe daher einen Kompromiss, indem ich mit Weißwein ansetze und erst zum
Schluss, kurz vorm Servieren, ein Glas Schaumwein hinein gebe.
Den Rest der Flasche trinke ich
lieber dazu.
• 300 g Kalbskutteln (so man hat) – in
feine Streifen geschnitten • 1
Stange Lauch in 3 cm Streifchen geschnitten
• 5 Frühlingszwiebeln (nur den Lauch) in Ringlein geschnitten
• ¼ L Hühnerbrühe
• Guter Weißwein
• Champagner *)
• 100 ml Sahne
• Saft eine halben Zitrone und ein kl. Stück der Schale
abreiben
• 1-2 Zweige frischer Thymian
• Muskat, Pfeffer aus der Mühle, Salz
• Greyerzer
In einem breiten Kasserol den geschnittenen Lauch in 1 EL
Butter glasig dünsten. Dann 300 g vorbehandelte Kuttelstreifen hinein. Mit 1
EL Mehl überstäuben – mit dem Spatel gut rühren. Fangen die Kutteln an,
sich am Topfboden anzuhängen, ¼ L Hühnerbrühe und so viel Weißwein
dazugeben, dass die Kutteln knapp bedeckt sind. DieThymianzweiglein hinein
und umrühren. 15 min köcheln. Dann 100 ml Sahne und die in Ringlein
geschnittenen Frühlingszwiebeln dazugeben, ebenso den Zitronensaft und den
Abrieb der Schale. 10 Minuten weiterdünsten. Mit
Muskat, ½ TL frisch gemahlenem Pfeffer und ½ TL Salz würzen.
Die
Thymianstängel herausnehmen – ein Glas Schaumwein hinein und noch kurz simmern. In gewärmte Teller geben
und etwas Greyerzer drüber reiben.
Dazu ein Baguette.
*) Da für mich alleine koche und kein
4-Sterne-Restaurant betreibe, wo auch das drin sein sollte, was auf der
Karte steht, begnüge ich mich hier mit Sekt. Aber es sollte schon nicht der
Einfachste sein – wegen des guten Geschmacks.
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Kutteln in Cidre mit Calvados Tripes a la mode de Cae
Dieses Gericht der französischen Grande-Küche, ist seit dem Mittelalter
nahezu unverändert geblieben.
• 600 g vorbehandelte Kutteln in Streifen • 1 Kalbs- oder 2 Schweinsfüße,
zerhackt • 100 g Speckschwarte • 1-2 Möhren • 1/4 Stück
Knollensellerie • 4 Schalotten • 1 Knoblauchzehe • 3 Gewürznelken
• 1 Bouquet garni *) • 80 ml Hühnerbrühe • Cidre • 2 cl
Calvados • Salz und Pfeffer
*) 2 Stängel Blattpetersilie, 2 Stängel
frischen Thymian, 1 Stängel frischen Rosmarin, 2 Lobeerblätter frisch,
oder Trockenkräuter samt Nelken in ein Mullsäckchen binden.
Möhren putzen und würfeln, Sellerie stiften, die Schalotten schälen
und vierteln. Knoblauchzehe schälen und in Stifte schneiden.
Die Speckschwarte kurz in kochendem Wasser blanchieren und in einen
feuerfesten Schmortopf legen. Darauf das Gemüse, die Nelken und das
Bouquet garni. Dann die Kutteln darauf legen. Obenauf kommen die
gehackten Füße. Jede
Schicht mit Salz und Pfeffer aus der Mühle würzen.
Die Hühnerbrühe und soviel Cidre angießen, dass alles
gut bedeckt sind. Den Topf fest verschließen!
Das Gericht langsam
2-3 Stunden bei geringer Hitze simmern - oder noch besser 4-5 Stunden im Herd
bei 160°garen. Eventuell eignet sich auch der CrockPot gut dafür - werd' ich
mal testen
(siehe
hier).
Dann die Knochen, das Bouquet garni und
die Nelken entfernen, 2 cl Calvados dazu geben und
nochmal kurz aufkochen.
Auf gewärmten Tellern servieren. Dazu gibt es Baguettes
*
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