1046
wurde die Burgwardei Leisnig in einer
Schenkungsurkunde Kaiser Heinrichs III. an seine Gemahlin erstmals urkundlich
erwähnt. Die Geschichte Leisnigs ist von Kriegen, Truppenbesetzungen und
verheerenden Stadtbränden geprägt.
Leisnig liegt an einem sog. "Böhmer Weg",
auch "Böhmische Steige" genannt - einer der alten Handelsstraßen,
die von Leipzig nach Böhmen führten. Es entstand der
Leisniger Markt
als zentraler Handelsplatz für die gesamte Region - vermutlich schon in seinen
heutigen Grundrissen. Mehrere Stadtbrände vernichteten die Bebauung immer
wieder. Die Gebäude wurden meistens wieder auf den alten Grundmauern
errichtet. So durchziehen die Altstadt uralte, oft auch mehrstöckige
Kellergewölbe. Da sie auch noch untereinander verbunden sind oder waren, gaben
sie Anlass zu mancherlei Sagen und Legenden.
Der trutzige Bergfried mit der Burg Mildenstein über
dem Tal der Freiberger Mulde bildet das Wahrzeichen der Stadt Leisnig. Die
heutige Gestalt des Schlosses wird von größeren Umbauten aus gotischer Zeit
geprägt. Die Burgkapelle weist noch Teile romanischen Ursprungs auf.
1706-1707 erlangte Leisnig 'internationale' Bedeutung,
als der Polenkönig Stanislaus Leszinky mit seinem Hofstaat von ca. 1000
Personen (!) auf dem Schloß einzog. Polen wurde also zwei Jahre lang von
Leisnig aus regiert und Leisnig genoss das Flair einer Residenzstadt. Sehr zum
Ärger des geschassten Königs August des Starken, der im 80 km entfernten
Dresden grollend auf bessere Zeiten hoffte.
Bis zum Abzug der russischen Besatzungstruppen 1992
war Leisnig Garnisonsstadt. Stationiert waren in zeitlicher Folge das 101er,
107er, 139er und ab 1897 das 179er Regiment. Durch die Stationierung
erfuhren Handel und Gewerbe in Leisnig einen erheblichen Aufschwung.
Am Rande bemerkt: 1906 zählte man in Leisnig nahezu 100 (!) Gaststätten,
Kneipen und Schankgelegenheiten - bei knapp 8.000 Einwohnern!
Doch die Zeiten Leisnigs als Garnisonsstadt sind vorbei. 1993 zogen die letzten,
der seit 1945 stationierten russischen Besatzer ab. Die Hoffnungen, nach der
Wende wieder deutscher Garnisonsstandort zu werden, erfüllten sich nicht. Die
Kasernen wurden größtenteils abgerissen, einige Gebäude konnten in das neu
entstandene Gewerbegebiet eingegliedert werden. Für viele andere
Baulichkeiten gab es keine Zukunft mehr. Im Frühjahr 2001 wurde, trotz der
Einwände vieler Bürger, das ehemalige Offizierscasino
abgerissen, - eines der letzten bedeutenden Zeugnisse Leisnigs
militärgeschichtlicher Vergangenheit.
Abgerissen - wie das "Johannistal", Traditions-Tanzlokal
etlicher Generationen von Eltern, Großeltern und Urgroßeltern.
Verschwunden auch der uralte traditionsreiche Gasthof "Zum Goldenen
Löwen" am Markt - verschwunden die alte Brauerei mit den tiefen
Bierkellern und dem guten Wasser aus dem Apianborn.
Bald wird die subventionierte Plattmacherei wohl auch das
"Goldene
Schiff"
(wo einst Kaiser Barbarossa abgestiegen sein soll) erreichen. Die Wende brachte
nicht nur Positives für Leisnig. Erblasten aus
sozialistischer Zeit fordern Tribut.
Im Jahre 2000 schrieb ich in diesem Text: Und die
"Fischendorfer Brücke", zur
Silhouette Leisnigs
gehörend wie die Burg Mildenstein, sieht aus, als wolle sie noch vorher von
selbst verschwinden.
Doch es tat sich
Großes!
Zu anderen Zeiten wäre das Thema "Fischendorfer
Brücke" wohl für immer erledigt gewesen. Die ewig Unzufriedenen sollten
sich mal daran erinnern, wie lange sich der Bau der Autobrücke vor der Wende
hinzog - ich glaube 11 Jahre.
Und: Aus den grauen, dem Verfall preisgegebenen alten Häusern, ist inzwischen
wieder ein schmuckes ansehnliches Städtchen geworden, dessen Besuch lohnenswert
ist. Vor allem für den, der gern wandern will und sich an den
Sehenswürdigkeiten von Stadt und Landschaft erbauen kann. Und abends nicht
unbedingt ausgehen möchte.
Sehenswürdigkeiten
in und um Leisnig
Die
Burg Mildenstein
beherbergt ein umfangreiches Museum mit Sonderausstellungen zu bestimmten
Themen. Der
Kornhausboden, mit dem in Deutschland wohl einmaligen original erhaltenem gotischen
Dachstuhl wird für Kunstausstellungen und Vortragsabende genutzt.
Zu allen Zeiten bietet die Burg vielerlei Veranstaltungen, wovon die
"Walpurgisnacht" (nicht nur mit Leisniger Hexen) in der Nacht vom
30.April zum 1.Mai wohl die bekannteste ist.
Das
Kloster Buch, ehem. Zisterzienserkloster, wird von einer Handvoll Enthusiasten (vor allem
Enthusiastinnen - der political correctness halber sei's bemerkt), mit
viel Liebe und Aufwand restauriert.
Der große sehr schöne
Markt
wird vom
Rathaus
dominiert. Über die 'zeitlose Schönheit' des 1812 neu errichteten Rathauses
vermag ich nichts zu sagen. Ich hatte es die ganze Kindheit ständig vor Augen
und habe dem Bauwerk bis heute nichts abgewinnen können - es sieht aber sehr
ordentlich aus. Nach der Wende ist es im Innenbereich repräsentativ gestaltet
worden.
Die Kirchen:
St.Matthäi,
St.Pankratius,
St.Nicolai
und die Burgkapelle
St.Martin. In näherer Umgebung ist noch die
Kirche zu Polditz
/Wiesenthal sehr interessant. Die für die dörfliche Umgebung ungewöhnlich
große Hallenkirche mit dem berühmten Klang der restaurierten Ladegast-Orgel
wird für vielerlei Konzerte genutzt. International bekannte Organisten geben
sich ein Stelldichein.
Auf dem Peter-Apianplatz steht das Denkmal für Carl
Ferdinand Adam, gegenüber am
Lindenplatz
die
Postmeilensäule
- dahinter die "Wassermarie", ein Brunnen, gestiftet von ehemaligen Leisnigern zum Heimatfest 1902.
Bis 1946 stand dort auch das
Bismarckdenkmal. Dieser hatte zwar nichts mit
Leisnig zu tun, aber goße Verdienste als Reichskanzler und Staatsgründer, die ein Denkmal rechtfertgten - dafür stand dort bis 2020 ein Gedenkstein für Ernst
Thälmann, welcher auch nichts mit Leisnig zu tun hatte - seine Verdienste sind
zumindest zweifelhaft...
Am unteren Ende des Lindenplatzes stand noch ein
Denkmal für die Gefallenen von
1870/71 - beseitgt 1946...
Der
Kriegsopfer
wird mit einem Denkmal im Stadtpark, der Gedenkstätte auf dem Friedhof und mit
einer Gedenktafel in der St.Pankratius-Kirche gedacht.
Zu den Sehenswürdigkeiten gehört unbedingt auch der
Leisniger Karneval. Nach mehreren vergeblichen Startversuchen in
karnevalsfeindlicher Zeit 'destotrotz' 1964 von vier unentwegten Optimisten (zu
denen damals auch ich gehörte) aus der Taufe gehoben - seitdem mit wechselnder
Besetzung ununterbrochen fortgesetzt und ausgeweitet. Heute fast professionell
organisiert von einem Völkchen ebenso unentwegter Optimisten. Diese
Veranstaltungen zur Faschingszeit sind weithin bekannt und sollten Ihnen eine
Reise wert sein - falls Sie noch Karten bekommen. Schauen Sie einfach mal auf
die gutgemachte Homepage des
CCL:
www.carneval-club-leisnig.de
Nicht vergessen soll auch der "Leisniger
Riesenstiefel" sein, der größte Stiefel der Welt, an dem man nicht
vorbeikommt, wenn man über Leisnig schreiben will. Die originelle
Entstehungsgeschichte lassen Sie sich am besten vom Bürgermeister erzählen -
diese Geschichte sagt mehr über sächsische Mentalität aus - und der
Leisniger im Besonderen - als peinlich verkrampfte Selbstdarstellungen nach dem
Motto "mir Sachsen sin helle - nich wahr?!".
Persönlichkeiten
Leisnigs, die weit über die Stadtgrenzen hinaus Bedeutung erlangten,
sind:
-
Wiprecht von Groitzsch, der von Kaiser Heinrich IV. ('Bußgang nach Canossa') für seine Verdienste
1084 mit der Burggrafschaft Leisnig beschenkt wurde.
-
Peter Apian, der später geadelte Hofmathematiker Kaiser Karl V. wurde um 1495 in Leisnig
als Sohn eines Schuhmachers geboren.
-
Carl Ferdinand Adam, Komponist ('Abendlied') war von 1844-1867 Kantor und Musikdirektor
in Leisnig. Durch ihn wurde Leisnig in ganz Sachsen als Musikstadt bekannt.
-
Ludwig Würkert, begeisterter 1848er, Schriftsteller und Theologe wurde 1800 in Leisnig
geboren. Durch seine volksnahen wissenschaftlichen Vorträge im berühmten "Hôtel de Saxe" zu Leipzig wurde er weithin bekannt. Für seine
gesellschaftskritischen Ansichten musste er 5 Jahre im Zuchthaus Waldheim
verbüßen. Er starb 1876 in Leisnig.
-
Carl Hauschild, Leisniger Organist und Komponist - u.a. des bekannten 107er
Regimentmarsches - verstarb 1890 in Leisnig. Eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus
erinnert an ihn.
-
Franciscus Nagler, ehemaliger Thomaner, Komponist und Heimatdichter, war von 1902-1936
Kirchenmusikdirektor in Leisnig. Unter seinem Wirken erlebte der Chorgesang in
Leisnig einen großen Aufschwung. Einige seiner volkstümlichen Theaterstücke
werden noch heute aufgeführt.
-
Ernst Jünger
besuchte häufig sein Elternhaus am Markt 20, wo sein Vater, ein angesehener
Lebensmittelchemiker, von 1919 bis 1945 Besitzer der Löwen-Apotheke war. Wie mir der Bruder
Ernst Jüngers, Herr Dr. Hans-Otto Jünger erzählte, entstand hier in einer kleinen
Dachkammer mit herrlichem Blick auf die Altstadt, ein Teil seiner Frühwerke.
Die Stadt Leisnig hat offensichtlich ein Problem mit dem weltbekannten
Schriftsteller. An seinem Elternhaus, der ehemaligen Löwen-Apotheke, sucht man
einen Hinweis vergeblich.
-
General Olbricht
wurde 1888 in Leisnig geboren. Er war in führender Funktion im
Widerstandskreis der Männer des 20.Juli beteiligt. Bei Ihm liefen die Fäden
der "Operation Walküre" zusammen. Er wurde am 21. Juli 1944 in
Berlin im Hof Bendlerstraße mit Oberst Graf Stauffenberg, Oberst Mertz von
Quirnheim und Adjudant Haeften erschossen. An ihn erinnert eine Gedenktafel am
Geburtshaus und die Benennung des Olbricht-Platzes.
-
Nicht vergessen werden darf
Karl Wagler
- im besten Sinne als der Leisniger Heimatmaler bekannt. In seiner
letzten Schaffensperiode, nicht in die sozialistische Kunstauffassung
einzuordnen, sah er sich zahlreichen Diskrimierungen ausgesetzt. Seinem Andenken
ist im Siefel-Museum eine eigene Ausstellung gewidmet.
Wollen Sie mehr von Leisnig wissen:
Infomaterial ist von
gaesteamt@leisnig.de zu
erhalten. Oder versuchen Sie es mal unter
www.leisnig.de, besser noch:
Fahren Sie einfach mal hin.
|