"Heringskartoffeln" - klingt ja nicht unbeding reizvoll. In Erinnerung sind mir „Heringskartoffeln“ aus meiner Kinderzeit kurz nach 1945. Das war sowas auflaufähnliches, trockenes – mit grätigem Salzhering zwischen den Kartoffeln – brrr – offensichtlich ein Notzeitgericht. Ich hab es überhaupt nicht mögen – da hatte ich immer keinen Hunger.

Hering als Fleischersatz gab’s damals oft.

Vergessen!

Nun, nach über 70 Jahren stieß ich auf ein Rezept: „Rheinische Heringskartoffeln“. Dazu eine Abbildung. Und das sah ganz appetitlich aus. Ich bezweifle allerdings, dass das Gericht wirklich im Rheinland beheimatet ist – Heringe im Rhein?
Doch angeregt von diesem Rezept wollte ich mich doch mal an das vergessene Gericht wagen. Nun allerdings nicht mehr mit Notzeit-Zutaten – und ein paar eigenen Abwandlungen.
Ich nahm einen Lachshering, weil ich mir den leichten Rauchgeschmack dazu gut vorstellen konnte. Der Lachshering ist ein kaltgeräucherter Salzhering – mittlerweile eine schwer zu bekommende Delikatesse. Oft nur noch in Russischen Super-Märkten wie „Mix-Markt“ zu bekommen (s.Anmerkung)
Vorsorglich nahm ich zum Probieren meine kleine „Einmann“- Auflaufform 20 x 12 x 4 cm:

 • 10 kleine Pellkartoffeln in dünne Scheiben geschnitten. Damit legte ich eine Schicht in die gebutterte Auflaufform.
 • Darauf kam eine Schicht Lachsheringsfilets in kleine Stücke geschnitten.
 • Darauf wieder eine Schicht Scheiben von 10 Karöffelchen.
 • Nun machte ich eine Bechamel aus 1 EL Butter und 1 EL kleingewürfeltem Bauchspeck, auslassen. Dann 1 EL Mehl leicht anbräunen und mit Milch und Sahne ablöschen. Würzen mit Pfeffer, Salz, Muskat.
 • Diese Bechamel goss ich über den Auflauf und bestreute das Ganze noch mit geriebenem Emmentaler - 1 zu 1 mit Semmelbröseln gemischt, damit nicht so ein fester Krustendeckel entsteht. (Diese Weisheit, um die früher jeder kleine Restaurantkoch wusste, der ein Ragout fin für Tante Frieda machte, ist heute leider verloren gegangen).
Obenauf noch einige Butterflöckchen.

Nun in den auf 180° vorgeheizten Herd – 45 Minuten.

Das Ergebnis war sehr, sehr lecker! – Nichts erinnerte auch nur im entferntesten an die Nachkriegsheringskartoffeln.

Das wird bei mir ein Standardgericht werden.

Anmerkung.: Lachshering ist schwer zu bekommen. Ich versuchte es mit Supermarkt-Matjes - mäßiger Geschmack!
Rauch-Matjes hingegen - das war gut!

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